Nach der Kapitelreise im Jahr 2023 an die Nahe, stand im Jahr 2024 wieder eine Reise in eine ausländische Weinbauregion an. Nachdem unsere Weinbruderschaft bereits im Jahr 2004 die Südsteiermark besucht hatte, war es nach 20 Jahren naheliegend, dieser wunderbaren Weinbauregion erneut einen Besuch abzustatten, zumal sich dort in den letzten 2 Jahrzehnten viel getan hat. Die Südsteiermark gehört heute zu den besten Anbaugebieten Österreichs und ist insbesondere für ihre Rebsorten Welschriesling, Morillon (= Chardonnay) und Sauvignon Blanc berühmt. Sie beherbergt inzwischen einige Weingüter der Weltklasse, wovon wir uns persönlich überzeugen konnten.
Ordensrätin Gerda Held, Ihr Mann Rudi Held, Veronika Volz und Kassenprüfer Prof. Dr. Werner Volz hatten sich bereit erklärt, diese Reise vorzubereiten und durchzuführen. Gegen 04:00 Uhr aufstehen hieß es für die meisten der 31 Teilnehmer, um den am Bahnhof Fischbach abfahrtbereiten Bus vor 06:00 Uhr pünktlich zu erreichen. Nach Abfahrt genossen wir ofenfrische Brezeln und konnten dabei die vorbildlich zusammengestellte Informationsmappe studieren. Am „Irschenberg“ war das zweite, das berühmte und traditionelle „Müller-Thurgau-Frühstück“ geplant gewesen. Der Wettergott schickte aber nicht nur Regen, sondern auch Schnee zur ursprünglich geplanten Pause. Schließlich fanden wir am „Samerberg“ einen geeigneten und geschützten Unterschlupf, um das von Resi Ill und Renate Heinicke liebevoll vorbereitete Frühstück zu genießen. Die Mittagspause wurde im Triebener Hof in Trieben eingelegt.
Danach fuhren wir zu unserer ersten Station, der Weinbauschule und Landesweingut Silberberg in Leibnitz. Direktor Reinhold Holler ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich viele Informationen zum Weinbaugebiet, zur Geschichte, den Sorgen und Nöten der steirischen Winzer, dem Klima und den unterschiedlichen Böden zu vermitteln. Dem ausgezeichneten Vortrag schloss sich eine Weinprobe an, die uns einen sehr schönen Einblick in die Rebsorten der Südsteiermark vermittelte.
Nach diesem gelungenen Auftakt ging es weiter und wir bezogen unsere Zimmer in dem landschaftlich wunderschön gelegenen und sehr komfortablen „Ratscher Landhaus“. Der Tag schloss mit einem sehr guten Abendessen in bester Stimmung.
Die Steiermark ist nicht nur für Ihre Weine berühmt, sondern auch für ihre Ölmühlen. Wir besuchten deshalb am nächsten Morgen die Ölmühle Hartlieb in Heimschuh. Martin Lippel erläuterte uns auf spannende Art und Weise die Geschichte der Ölherstellung an historischen und modernen, aktuellen Geräten und Maschinen. Inzwischen wird dort nicht nur Kürbiskernöl hergestellt, sondern auch Traubenkern- Walnuss- und Sesamöl sowie andere Sorten. Die der Führung folgenden Einkäufe werden die heimische Küche mit Sicherheit bereichern.
Im Anschluss ging es pünktlich zum weltberühmten und Demeter – zertifizierten Weingut Tement in Zieregg, direkt an der slowenischen Grenze gelegen. Kellermeister Andy Bodor führte uns durch eine Weinprobe der Spitzenklasse, nachdem wir zuvor mit einem Glas Sekt in der Hand von der Terrasse des Weingutes aus die wunderschöne Hügellandschaft Steiermark/Slowenien mit dem Ried „Zieregg“ bewundern konnten. Das Weingut erzeugt Weine, die auf Langlebigkeit ausgelegt sind und für ihre optimale Reifung ein paar Jahre den heimischen Keller bereichern dürfen. Gelber Muskateller, Weißburgunder und Morillon haben uns sehr beeindruckt. Weltspitze waren die Sauvignon Blancs aus den Rieden „Grassnitzberg Riff“ und „Zieregg“. Der Begriff „Ried“ steht steierisch für Lage.
Danach ging es zum Buschenschank „Dreisiebner Stammhaus“ in Gamlitz. Wir stärkten uns bei einer opulenten Vesperplatte mit begleitenden Weinen des Weinguts.
Weiter ging es nachmittags zum Weingut Lackner-Tinnacher. Katharina Tinnacher führte uns kundig durch den nahegelegenen Weinberg und erklärte uns die Philosophie des Weingutes, welches den Weinbau seit Generationen im Einklang mit den Gegebenheiten der Gegend, des Bodens und des Klimas betreibt. Die anschließende Weinprobe war ebenfalls gelungen. Morillon und Sauvignon Blanc aus den Rieden „Steinbach“ und „Welles“ der Jahrgänge 2020 und 2021 hinterließen einen ebenso hervorragenden Eindruck wie der Grauburgunder aus dem Ried Steinbach, der sich durchaus mit den Spitzenlagen in Ihringen oder Burkheim messen konnte.
Der Abend schloss mit einem Essen im Weingut und Wirtshaus Maitz in Ehrenhausen. Der Samstag entwickelte sich zu einem weiteren Höhepunkt der Reise. Das Weingut Erwin Sabathi in Leutschach überraschte uns mit etlichen überragenden Weinen bis hin zu Fassproben. Schwerpunkt der Weinprobe waren Chardonnay und Sauvignon Blanc. Christoph Sabathi stellte uns insbesondere diese beiden Rebsorten aus den großen STK Rieden „Pössnitzberg“ und „Pössnitzberger Kapelle“ vor, die zum Besten gehörten, was wir bei dieser Reise verkosten durften. Der Chardonnay, ein „Wein zum Niederknien, ein Montrachet-Killer“ (lt. Gabriel und Priewe).
Nach dem Mittagessen im „Eckberghof“ in Gamlitz besuchten wir das Weingut Reinhard Muster in Grubtal-Gamlitz. Das bescheidene Weingut macht bodenständige Weine, die aber an Qualität und Finesse durchaus an die etablierten „Großen“ heranreichen. Markus Zurk führte sach- und fachkundig durch die Probe und Reinhard Muster ließ es sich nicht nehmen, zum krönenden Abschluss seinen Sauvignon Blanc vorzustellen. Mit diesem Wein hat er sich an die Spitze der Weltklasseweine gesetzt und sich gegen 1.285 Sauvignon Blancs aus aller Welt durchgesetzt. Ein wahrlich weltmeisterlicher Wein!
Nach diesen beeindruckenden Erlebnissen begaben wir uns zum Galaabend in den „Sattlerhof“ in Gamlitz , einem Spitzenweingut mit angegliedertem 3 Hauben – Restaurant. In Anwesenheit des Komturs der Österreichischen Weinbruderschaft/Komturei Steiermark, Hanns Mehrl und seiner Frau Sylvie, wurde uns von Anna Sattler ein feines, von Ihrem Bruder Markus Sattler zusammengestelltes 5-Gang-Menu mit begleitenden Weinen des Sattlerhofs serviert. Geröstetes Spitzkraut mit hausgemachtem Lardo, eingelegten Bärlauchknospen und Sherryvinaigrette, danach ein mit Tannennadeln heißgeräucherter Saibling mit eingelegten Lauchkapern und Sellerie-Kojisauce wurden von einem 2020er Sauvignon Blanc vom Ried „Kranachberg“ begleitet. Ein 2019er Morillon aus dem Ried „Kapellenweingarten“ begleitete die Fischsuppe mit temperiertem Dotter. Zur gereiften Weideente mit weißem Spargel, Schwarzbeerkosho, Spargelasmonte-Püree und Entenjus wurde ein passender 2015er Zweigelt gereicht.
Topfenknödel mit Beerensauce und Heueis bildeten den Abschluss und wurden von einer beeindruckenden 2021er Welschriesling Auslese ergänzt. Komtur Hanns Mehrl überbrachte das Grußwort der österreichischen Weinbruderschaft und überreichte unserer Weinbruderschaft 2 Magnumflaschen Bruderschaftswein der Komturei Steiermark. Wir vereinbarten zukünftig engen Kontakt zu halten und uns regelmäßig auszutauschen. Die Österreichische Weinbruderschaft und unsere Weinbruderschaft sind beide Mitglieder des Dachverbandes der Gemeinschaft Deutschsprachiger Weinbruderschaften e.V. (GDW e.V.).
Nachdem Ordensmeister Peter Eitze zuvor den Weingütern und nun Anna Sattler als Gastgeschenk jeweils einen 2022er Hohentwieler Olgaberg Müller-Thurgau vom höchsten Weinberg Deutschlands überreicht hatte, hielt er weitere Präsente bereit. Im Namen der Teilnehmer und persönlich sprach er den Organisatoren großen Dank für die hervorragend organisierte Kapitelreise in eine hochinteressante Weinbauregion aus. Diese Reise hat viele neue Erkenntnisse gebracht und die Teilnehmer in die Weltliga des Sauvignon Blanc und Chardonnay geführt. Als Dank überreichte er den Organisatoren je ein Gebinde aus den Spitzenlagen der Weingüter Tement und Sabathi, einen 2021er Sauvignon Blanc Ried „Grassnitzberg“ und einen 2021er Chardonnay Ried „Pössnitzberg Alte Reben“. Simone Walke-Stötzer erhielt für ihre engagierte, fotografische Arbeit seit einigen Jahren, Resi Ill und Renate Heinicke erhielten für ihre Treue und ihren Einsatz für das berühmte Müller-Thurgau-Frühstück am Anfahrtstag, je eine Flasche Chardonnay aus dem Ried Pössnitzberg.
Der stimmungsvolle Abend wurde von unserem Mitglied Wilfried Klöck gekrönt, der mit sehr viel Charme und Wiener Schmäh Lieder rund um den Wein zelebrierte. Er wurde ebenfalls mit einer Flasche Wein vom Ried „Kapellenweingarten“ des Sattlerhofes belohnt. Der langanhaltende Beifall für alle genannten Akteure war mehr als verdient.
Die Rückfahrt am Sonntag begann mit der Verabschiedung durch den Hotelchef Andreas Muster und Empfangsdame Lisa Liebmann persönlich. Peter Eitze überreichte Ihnen als Dank für den angenehmen Aufenthalt und aufmerksamen Service eine Flasche 2022 Hohentwieler Olgaberg Müller-Thurgau und eine Flasche 2021er Müller-Thurgau des Weingutes Schmidt in Wasserburg.
Nach dem Mittagessen im „Kaiserhof“ in Anif erreichten wir planmäßig gegen 19:00 Uhr Fischbach. Zuvor dankte der Ordensmeister auch unserem Busfahrer Joe von Funk-Touristik für die überragende Bewältigung aller tückischen Herausforderungen auf den engen Sträßchen der Steiermark. Sein Dank galt auch Rudi Held, der als „Master of Time“, ausgerüstet mit Schalmei und Mütze eines badischen Postillions, mit Augenzwinkern, aber effizient dafür sorgte, dass der Bus stets pünktlich starten konnte.
Peter Eitze