Nachdem unsere Weinbruderschaft ihre Kapitelreise im Jahre 2022 nach Südtirol unternahm, war 2023 wieder eine deutsche Weinbauregion an der Reihe, nämlich die Nahe. Die Nahe ist zwar ein kleines Weinanbaugebiet, seit unserer letzten Kapitelreise an die Nahe im Jahre 2011 hat sich aber viel getan. Das kleine Anbaugebiet beherbergt inzwischen einige Weingüter der Weltklasse. Die Vielfalt der Weine resultiert aus der ungewöhnlichen Vielfalt der Bodenarten: Grünschiefer, Porphyr, Sandsteine, Schiefer, Rotsandstein, Mergel, Quarzit, Lehm, Vulkan-Verwitterungsböden und viele andere (insgesamt ca. 180 Bodenarten).
Es lag „nahe“, unseren Ehrenordensmeister Helmut Hengstler und seine Frau Elke, frühere Ordensrätin unserer Weinbruderschaft, zu bitten, diese Reise vorzubereiten und durchzuführen. Sie hatten bereits 2011 die Kapitelreise an die Nahe zu einem Erlebnis werden lassen und konnten deshalb auf den früheren Erfahrungen aufbauen.
Wir fuhren bei bestem Wetter Richtung Bad Kreuznach und stillten den Hunger der Frühaufsteher mit frischen Butterbrezeln. Auf der Fahrt genossen wir das traditionelle Müller-Thurgau Frühstück. Resi Ill und Renate Heinicke boten allerlei Köstlichkeiten mit frischem Brot, Radieschen, Gurken, Streichkäse, Salami und Schmalz. Der Genuss wurde durch einen gut gekühlten Müller-Thurgau aus der Lage Hohentwieler Olgaberg vom Staatsweingut Meersburg vollendet.
Teilnehmer der ausgebuchten Reise wurden zunächst zum Weingut „Lindenhof“ in Windesheim geführt. Das mit 4 Trauben im Gault Millau bedachte Weingut der Familie Reimann zeigte sich von seiner besten Seite. Nach einem kleinen Sektempfang, wurden uns beachtliche Weine vorgestellt. Der berühmte Nahe-Riesling spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Verwöhnt von den Burgundersorten in Baden mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass es auch an der Nahe vorzügliche Weiß-, Früh- und Spätburgunder gibt. Anschließend bezogen wir unser Quartier im 4-Sterne-Hotel „Fürstenhof“ in Bad Kreuznach. Auf der sonnigen Terrasse beendeten wir den Tag bei Grillspezialitäten und ließen den ersten Tag Revue passieren.
Der Freitag glänzte durch den Besuch zweier Weltklasseweingüter. Zunächst besuchten wir das hoch über der Nahe herrlich gelegene Weingut Hermannsberg. Das Weingut wurde 1902 als Königlich Preußische Domäne gegründet und ist heute im Privatbesitz. Es wurde uns eine Rieslingweinprobe der Spitzenklasse inklusive gereifter Jahrgänge geboten. Die Großen Gewächse aus den berühmten Lagen Felsenberg, Hermannshöhle und Kupfergrube überwältigten alle Teilnehmer. Das Weingut ist bestimmt auf bestem Weg, auch die fünfte Traube im Gault Millau zu erobern.
Unten an der Nahe folgte der Mittagsimbiss im Restaurant „Hermannshöhle“. Von dort begaben wir uns zu Fuß über die Leopoldsbrücke zum am anderen Naheufer gelegenen Weingut Dönnhof. Hier erwartete uns das nächste Highlight des Tages. Dönnhof, ausgezeichnet mit fünf Trauben im Gault Millau, gehört zu den besten Rieslingerzeugern der Welt. Im Hof des Weingutes wurden uns, soweit nicht vergriffen, feinste und filigrane Rieslinge vorgestellt.
Das Abendessen nahmen wir im bereits durch die frühere Reise bekannten Weingut Kruger-Rumpf in Münster-Sarmsheim ein. Wir genossen die gut bürgerliche Küche von Cornelia Rumpf und Seniorchef Stefan Rumpf stellte dazu begleitende Weine seines inzwischen an Georg Rumpf übergebenen Weingutes vor. Herausragend der Chardonnay und der Riesling aus der Lage „Dautenpflänzer“ des ebenfalls mit 4 Trauben belohnten Weingutes.
Der Samstag führte uns nach Burg Layen. In der ehemaligen Tiefenburg, dem Sitz des Schlossgutes Diel, empfingen uns Caroline Diel und ihr Mann Sylvain Taurisson-Diel mit dem preisgekrönten und umwerfenden Sekt Prestige Cuvée Mo. Die nachfolgende Verkostung in historischen Räumen ließ keine Wünsche offen. Das VDP-Weingut, ebenfalls mit 4 Trauben gekrönt, begeisterte mit seiner Auswahl an verschiedenen Rebsorten, aus denen der Pinot Gris Réserve von 2018, ein Riesling Großes Gewächs aus dem Dorsheimer Goldloch und ein klassischer Kabinettwein aus der Lage Pittermännchen herausragten. Den Abschluss bildete eine 2007er Riesling Spätlese aus der Großen Lage Burgberg.
Weiter ging es zum ebenfalls in Burg Layen angesiedelten Weingut Forster. Margit und Georg Forster haben sich dem Bioweinbau verschrieben und erzeugen beachtliche Terroirweine. Margit Forster, Ordensmeisterin der Weinbruderschaft der Nahe und Mitglied des Vertrauensrates der GDW, überraschte uns zunächst mit einem liebevoll vorbereiteten Mittagsimbiss, den wir sehr genossen. Georg Forster stellte seine Gewächse vor, bei denen besonders der Riesling vom Kies und der Frühburgunder aus der Lage Burg Layer Johannisberg beeindruckten.
Traditionsgemäß ging es am Abend in eleganter Abendgarderobe mit Bruderschaftsorden und Anstecknadel zum Galadiner ins Restaurant „Im Gütchen“ in Bad Kreuznach. Das Restaurant liegt im Bereich eines früheren römischen Gutshofes. Es bot sich daher an, vor dem Galadiner die beindruckenden Ausgrabungen mit wunderschön erhaltenen Mosaiken zu besuchen. Nach einem Sektempfang im Freien genossen wir ein wunderbares Menü, begleitet von ausgesuchten Naheweinen. Die fünf Gänge mit grünem Spargel-Rahm-Süppchen, Spargelmousse im Knuspermantel mit gebeiztem Eismeerlachs, Kabeljau mit grünem Spargelrisotto, ein Duett vom Freilandkalb mit hausgemachten Maultaschen und zum Abschluss ein Spargeleis mit Erdbeergel, Erdbeersalat und Sektcreme begeisterte alle und ließ keine Wünsche offen
Ordensmeister Peter Eitze bedankte sich bei Elke Hengstler-Friedrich und Helmut Hengstler für die sehr gelungene Kapitelreise, die viele neue Erkenntnisse brachte und in langer Erinnerung bleiben wird. Als Dank der Weinbruderschaft überreichte er unter dem langanhaltenden Beifall der Teilnehmer eine Magnum des Weingutes Hermannsberg, ein 2015er Riesling Großes Gewächs aus der berühmten Lage Schloßböckelheimer Kupfergrube. Der Abend endete spät in der Bar des Hotels „Fürstenhof“.
Nach einem gemütlichen Frühstück ging es am Sonntag zurück an den Bodensee. Unterwegs gab es ein Lunchpaket des Hotels begleitet mit Rieslingen des Weingutes Forster. So endete am Sonntagabend unsere Kapitelreise 2023 ohne besondere Vorfälle mit schönen Erinnerungen an die Weinbauregion Nahe.
Peter Eitze